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Praxiszeitschrift Januar 2017

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Praxiszeitschrift_Feb_17_Online_Layout 1 17.02.2017 10:27 Seite 6 Prof. Dr. med. habil. PETER C. KREUZ Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie • Knorpeltherapie u. regenerative Gelenkchirurgie • Kinderorthopädie • Säuglingshüftsonographie • Chirotherapie • Sportorthopädie Knacken mit Fingern und anderen Gelenken: eine Gefahr? Fingerknacken ist jedem ein Begriff! Manchen verschafft es Erleichterung und Entspannung, andere können das Geräusch nicht ertragen. Trotz allem bleibt stets die Frage offen, ob Fingerknacken für die Gelenke schädlich ist. Schließlich suggeriert das Geräusch ein potentielles Reiben der Gelenke, so dass daraus ein möglicher Knorpelschaden auf den Gelenkoberflächen resultieren könnte. Viel wird diskutiert aber keiner weiß richtig Bescheid. Bleibt also die Frage, ob Aussagen wie „Du machst Deine Gelenke kaputt und bekommst eine Arthrose, wenn Du mit den Fingern knackst, lass das also sein!“ wirklich richtig sind. Im Folgenden werde ich Ihnen einen kurzen Überblick über die „aktuelle Studienlage zum Fingerknacken“ geben. Ig-Nobelpreis für einen Selbstversuch über ein halbes Jahrhundert Der Mediziner Donald Unger ist einer von vielen, die mit den Fingern knacken können. Ob es schaden würde, wusste er damals selbst nicht. Also startete er eine Langzeituntersuchung, um herauszufinden, ob Fingerknacken tatsächlich die Gelenke schädigen würde: einen Selbstversuch über 50 Jahre. Hierzu entwickelte er folgendes Studienprotokoll: er knackte jeden Tag mindestens zweimal mit seiner linken Hand. Mit der rechten Hand führte er dagegen kein Knacken durch, obwohl das hier auch möglich gewesen wäre. Nach 50 Jahren – also einem halben Jahrhundert später – stellte er fest, dass es zwischen beiden Händen und Fingern keinen Unterschied gab. Beide Hände und alle Finger blieben gesund, ohne Beschwerden und ohne Zeichen einer Arthritis oder Arthrose. Dieses Studiendesign ist nicht nur für das Fingerknacken, sondern auch in Relation zu anderen Studien einzigartig, so dass der Arzt für seine Forschungsarbeit den Ig-Nobelpreis bekam. Dies ist ein spezieller Forschungspreis für „abwegige Forschungsarbeiten“. Knacken führt häufiger zu geschwollenen Händen, aber nicht zu einer Arthrose Die Studie von Unger war nicht die einzige, die sich mit diesem Thema beschäftigt hat. In einer anderen Untersuchung mit 300 Teilnehmern konnte festgestellt werden, dass "Knacker" häufiger geschwollene Hände und einen weniger kraftvollen Griff hatten. Ein Zusammenhang mit einer Arthrose konnte allerdings auch hier nicht festgestellt werden. Die Ursache ist bisher umstritten Die Ursache und die Erklärung für das Knacken selbst sind noch nicht vollständig geklärt. Was genau beim Knacken der Gelenke passiert, wissen Wissenschaftler bis heute nicht genau. Im Wesentlichen gibt es zwei Theorien. Die eine Theorie besagt, dass sich vor dem Knacken die Gelenkflächen voneinander lösen. Dadurch entsteht ein Unterdruck.

Praxiszeitschrift_Feb_17_Online_Layout 1 17.02.2017 10:27 Seite 7 Durch diesen wiederum schnappt die Kapsel um das Gelenk wieder ein und es knackt. Eine zweite Theorie aus den 70er-Jahren geht davon aus, dass durch den Unterdruck Kohlendioxid und Sauerstoff in die Flüssigkeit zwischen den Gelenken gelangt. Dort entstehen durch die Gase große Blasen, die anschließend zerplatzen. Es ist jedoch umstritten, ob das dabei entstehende Geräusch wirklich so laut zu hören ist. Knacken ist nur ohne Schmerzen ratsam Zusammengefasst bedeutet das: Wer möchte, kann nach dem derzeitigen Stand der Forschung mit den Gelenken knacken. Man sollte nur damit aufhören, wenn es anfängt, weh zu tun. Weitere Knackphänomene Vergleichbar dem Knacken in den Fingern gibt es auch viele Leute, die einen lockeren Bandapparat haben und durch Dehnbewegungen des Rückens ein Knacken provozieren können. Dieses Knacken ist dem Knacken der Finger vergleichbar, da es hier ebenso zu Relativbewegungen in den kleinen Wirbelgelenken zwischen den einzelnen Wirbelkörpern kommt. Dieses Geräusch ist auch hörbar, wenn eine Blockierung im Bereich der Wirbelsäule durch einen Chirotherapeuten mit einem kleinen Ruck oder einer dehnenden Bewegung gelöst wird. Hier sollte allerdings aufgrund der lockeren Bandverbindung eine Kräftigung der rumpfstabilisierenden Muskulatur durchgeführt werden, da das erhöhte Gelenkspiel mit der Zeit zu Knorpelschäden führen kann. In vielen anderen Gelenken gibt es ebenso Knackphänomene: dies können das Reiben von Knochenflächen bei einer beginnenden Arthrose, aber auch Schleimhautfalten sein. Da die therapeutische Relevanz beider Geräusche natürlich völlig unterschiedlich ist, sollte zur Abgrenzung dieser Phänomene ein Arzt konsultiert werden. Gleiches gilt für ein Knacken im Bereich der Hüfte, der Schulter oder des Sprunggelenks, wo neben den bisher erwähnten Ursachen auch Sehnen für das Knacken verantwortlich sein können. Im Bereich der Hüfte spricht man dann auch gerne von der sog. „springenden Hüfte“, da die große Beugesehne bei Rotationsbewegungen im Hüftgelenk hin- und herspringen kann. Ob das Knacken einen pathologischen Wert hat und bei Ihnen langfristig einen Schaden hervorrufen kann, sollten Sie durch Ihren Arzt abklären lassen. Im Falle eines „harmlosen Knackphänomens“ braucht man sich dann über das Knacken keine Sorgen mehr zu machen. Für weitere Fragen oder unklare auffällige Geräusche an Ihrem Bewegungsapparat berate ich Sie gerne in meiner Sprechstunde! Ihr Prof. Dr. med. habil. Peter Cornelius Kreuz Artikel: Prof. Dr. med. habil. Peter C. Kreuz

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